Freitag, 17. März 2017

Motorhacke - lohnt sich ein Kauf?

Hallo zusammen,
ich habe die letzen Jahre unser Gemüsebeet immer von Hand umgegraben.
Heute habe ich mir von meinem Nachbarn eine Benzin-Motorhacke ausgeliehen.
Im folgenden Video habe ich meine Erfahrungen für euch dokumentiert. Viel Spass!

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Schlesische Weißwürste selber machen

Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch heute davon berichten wie man schlesische Weißwürste herstellt. Es handelt sich hierbei, gemeinsam mit Kartoffelpüree und Sauerkraut, um das traditionelle Weihnachtsessen meiner Großeltern (gebürtigen Schlesiern). Dieses Essen ist auch heute noch weit verbreitet, und seit ich denken kann gab es auch bei uns am Heilig Abend immer dieses Gericht.
Ich lebe ja nun seit fast 10 Jahren in Österreich und dieses Jahr habe ich mir zum ersten mal vorgenommen "mein" traditionelles Weihnachtsessen für die Verwandtschaft meiner Freundin zu kochen.
Das erste Problem war schon einmal die Beschaffung der Würste. In Oberschwaben (meiner Heimat) gab es zumindest einige Metzger die um die Rezeptur der Würste wussten, und bei denen man sie rechtzeitig vor Weihnachten bestellen konnte. Nichtsahnend und frohen Mutes klapperte ich also in Graz die Metzgereien, oder wie man hier sagt Fleischhauereien, ab und versuchte mein Glück. Ich weiß nicht wie die Entwicklung in Deutschland ist, aber hier in der Steiermark gibt es fast keine als Familienbetrieb geführte Metzgereien mehr. Man kann Fleisch bzw. Wurst nur noch in Supermärkten kaufen, die ihre Produkte von Fabriken und Großproduzenten bekommen. Das Wissen um die vielen unterschiedlichen Verarbeitungsmöglichkeiten von Fleisch, Fett und anderen tierischen Produkten ist also nicht nur im Handwerk sondern natürlich auch in den Familien zu Hause fast ausgestorben. Ganze z w e i Metzgereien gibt es in Graz, die für mein Vorhaben in Frage kamen. Leider war ich bei beiden erfolglos. Das Ähnlichste das ich hätte bekommen können, wären Münchner Weißwürste gewesen. Nicht gerade meine Wunschvorstellung. In Ermangelung einer Alternative hatte ich mich schon fast mit dieser Alternative damit abgefunden, als mich meine Freundin auf die Idee brachte die Würste doch einfach selbst zu machen. Dass ich, der ich eigentlich alles ausprobiere, nicht selbst auf die Idee gekommen bin ist schon komisch. Gesagt getan.  Als Erstes galt es natürlich das Rezept herauszufinden. Auch das sollte kein einfaches Unterfangen werden. Auf manchen Internetseiten polnischer Metzgereien findet man zwar die Würste, diese werden dann aber natürlich nach einem streng geheimen Familienrezept hergestellt, dass jeweils vom Senior Chef am Sterbebett dem Juniorchef auf einem Stück Pergamentpapier, unter dem Schwur es niemals preiszugeben, überreicht wird, oder so ähnlich...
Alle Zutaten für schlesische Weißwürste

Nach langem stöbern stieß ich über googlebooks auf ein altes Buch mit dem Titel "Schlesische Wurstspezialitäten zwischen 1850 und 1950" oder so ähnlich... Jedenfalls wurde ich fündig. Unten stehendes Rezept habe ich mir aus den Angaben zusammen gestellt. Ein Anruf in einer der beiden Metzgereien bestätigte mir, dass alle Zutaten inklusive Naturdarm vorrätig wären. Auch das eine wahre Seltenheit. Wo bekommt man so etwas heutzutage noch ohne Vorbestellung.
Pünktlich am 23.12. abends hatte ich also alle Zutaten zusammen. Da ich ja noch nie Würste selbst gemacht hattee, haben wir das  Essen sicherheitshalber auf den ersten Weihnachtsfeiertag zu Mittag angesetzt. Das obligate schlesische Sauerkraut (Rezept auf Anfrage) hatte ich bereits am 24. vorbereitet. Meine optimistische Naivität veranschlagte 2 Stunden für Würste (Brät zubereiten, in Därme abfüllen, brühen und braten) und Kartoffelpüree. Schwerer Fehler wie sich herausstellen sollte.
Alle Zutaten (bis auf die Milch) gemischt
Nach dem Fleischwolf (1.Durchgang)
In der Küche der Schwiegermutter (sie war zu meinem Glück im Urlaub) gings los:
Alle Zutaten hergerichtet, den Rückenspeck hatte ich kleingeschnitten über Nacht in die Gefriertruhe genau wie die Milch, damit das Brät nicht zu warm wird wenn es durch den Fleischwolf gedreht wird. Die Küchenmaschine (der Schwiegermutter) hergerichtet, alle Zutaten (bis auf die Milch) vermischt und ab durch den Fleischwolf. So weit so gut. Das Ergebnis war leider trotz 2,5mm Lochscheibe nicht ganz so fein wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Würste sollten eine ganz feine Masse haben und wie auf dem Bild zu erkennen waren nach einem Durchgang noch recht viele "grobe" Stückchen vorhanden.
Kalbsbrät nach dem zweiten Mal Fleischwolf
Also das ganze noch einmal durch den Fleischwolf, aber zuerst die gefrorene Milch untergemischt, die lässt sich zum Glück ganz leicht schneiden bzw. zerbröseln. Das Brät hatte dann eine Temperatur um den Gefrierpunkt, gut fürs Brät, schlecht für die Hände. Nach dem zweiten Mal "faschieren" und ein wenig umrühren sah das Ergebnis sehr gut aus. Also nächster Schritt: den Darm auffädeln. Es handelte sich um einen Dünndarm vom Schwein, bereits vorher gereinigt und in Salzwasser aufgeweicht.

Darm auffädeln

Dann ging es ans Befüllen. Die Maschine starten, bis das Brät vorne aus dem Stutzen kommt. Dann einen Knoten in den Darm machen und vorsichtig füllen. Das war der Punkt an dem ich realisiert habe, dass ich das nicht alleine schaffe. Es war derartig schwierig, dass Brät (diese klebrige Masse) in den Fleischwolf zu bekommen, dass ich 4 Hände gebraucht hätte um das zu bewerkstelligen. Zum Glück kam in genau diesem Augenblick meine Freundin nach Hause und half mit.
Rückblickend habe ich einen Grund gefunden warum das so schwer ging: Ich hatte vergessen den Fleischwolf für das Wurstfüllen umzubauen. Das Messer und die Lochscheibe kommen eigentlich raus, dann flutschts bestimmt besser. Nächstes Mal.
Das "Wursten"

Einmal ist uns der Darm gerissen, da muss man aufpassen und auch Luftblasen sind hin und wieder vorgekommen. Die kann man dann aber auch im Nachhinein mit einer Nadel aufstechen. Im großen und ganzen hat alles gut funktioniert. Am Schluss noch alle Würste abdrehen, einmal im Urzeigersinn, einmal gegen den Urzeigersinn und man erhält eine richtig schöne Wurstkette mit einem kleinen Schönheitsfehler. Meine Erwartung waren weiße Würste. Wie auf dem Foto zu sehen waren meine allerdings zart rosa. Gut kann man nichts machen, die Uhr tickt erbarmungslos weiter...  Die ganze Küche (der Schwiegermutter) war voller Brät und es waren bereits 1.5 Stunden vergangen. Zur Erinnerung geplant waren zwei Stunden für das gesamte Programm.

Weißwürste frisch gefüllt und noch ganz rosa
Der Stresspegel stieg also merklich, aber zum Glück war das schwierigste ja bereits geschafft.
Nächster Schritt: die Würste brühen. Wenn man kein Metzgergeselle ist würde man unter "brühen" warscheinlich "in kochendes Wasser werfen" verstehen. Dem ist leider nicht so. Würde man das so machen hätte man geplatzte Brät-Darmpampe in kochendem Wasser, Mahlzeit! Aber ich bin aus vergangenen Projekten ja lernfähig und habe mich vorher informiert was es mit einer Brühwurst auf sich hat. Mein Rechercheergebnis: Pro Millimeter Durchmesser, die Wurst ca. 1 Minute in ca. 70°C heissem Wasser baden. Thermometer hatte ich natürlich keines, deshalb einfach so heiss bis man nicht mehr rein fassen kann ohne das Gefühlt zu haben sich zu verbrennen, und dann noch ein bischen heisser. Ist nicht sehr exakt die Methode, hat aber funktioniert. Es muss ja schließlich noch Verbesserungspotential fürs nächste Mal geben.
Die gebrühten Weißwürste
 
Inzwischen haben wir dann die Kartoffeln gewaschen, geschält und gekocht, dann waren die Würste fertig und simsalabim, sie waren weiß. Offensichtlich änderte das Brät die Farbe beim kochen. Wieder was gelernt. Die Würste sahen jetzt wirklich schon so aus wie die, die wir früher beim Metzger gekauft haben. Ich habe sie zum Abkühlen ein paar Minuten nach draußen gestellt und dann gings bereits weiter mit dem Einschneiden. In Butter werden sie dann langsam gebraten, bis sie von beiden Seiten schön braun sind.
Zusammen mit Sauerkraut, Kartoffelpürree, brauner Butter und nicht zu vergessen Bockbier, war das Weihnachtsessen dann mit nur 20 Minuten Verspätung fertig und hat allen sehr gut geschmeckt.

Ich werde ab jetzt jedes Jahr die Tradition aufrecht erhalten, in Gedenken an meinen Opa Kurt und meine Oma Elisabeth, die sich sicher sehr freuen wenn sie "von oben zu schauen".

Da Brutzeln sie in der Pfanne

Allen anderen die das Rezept ausprobieren möchten wünsche ich viel Erfolg, hier noch die Zutaten für 15-20 Würste je nach Größe:

1 kg Kalbsschulter
500 g Schweinerückenspeck (wirklich n u r Fett, also ohne Fleisch)
ca 400 ml gefrorene Milch (das Brät muss halt schön klebrig sein)
1 Schluck Weißwein
Schale einer abgeriebene Zitrone
20 g Kartoffelstärke
2 g Muskatblüte (gemahlen)
40 g Salz
4g Zucker
4g Pfeffer

Schlesische Weißwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpürree


Donnerstag, 31. Januar 2013

Weizenbier selbstgebraut - Teil 2

Hallo Leute,

jetzt ist es schon über ein halbes Jahr her, dass ich Weizenbier gebraut habe.
Mittlerweile ist alles ausgetrunken, es hat hervorragend geschmeckt. Demnächst werde ich wieder einmal einen Sud ansetzen, was ich zum Anlass nehme nun endlich über den weiteren Verlauf des Bierbrauens zu berichten.
In "Weizenbier selbstgebraut - Teil1" hab ich den Weg vom Malz bis zur Beigabe der Hefe beschrieben. Alles was danach kommt folgt jetzt.
Den Sud durchlüften
Wenn die Hefe zum Sud gegeben wird, fängt innerhalb kurzer Zeit die Gärung an, vorrausgesetzt die Raumtemperatur passt. Bei obergäriger Hefe wie sie für Weizenbier verwendet wird liegt diese Temperatur ca. bei 18-24°C. Untergärige Hefe (z.B: für Pils) braucht meines Wissens ca. 7°C. Das ist als Hobbybrauer schon etwas schwieriger zu bewerkstelligen, wenn man nicht gerade einen eigenen Kühlschrank zum Bierbrauen sein Eigen nennen kann. Unabhängig von der Hefeart verläuft die Gärung bei höheren Temperaturen schneller als bei niedrigen.
Es ist wichtig, dass die Gärung rasch in Gang kommt, damit nicht irgendwelche anderen Pilze und Bakterien die Sache in die Hand nehmen. Deshalb ist es wichtig direkt nach der Zugabe der Hefe, den Sud kräftig umzurühren, zu durchlüften.
Ankommen der Hefe
 Wenn alles funktioniert hat bildet sich dann nach einiger Zeit ein Schaum auf dem Bier, den man abschöpfen kann, aber nicht muss. Dieser Schaum ändert sein Aussehen und seine Konsistenz beinahe täglich. Offenbar kann der versierte Brauer an der Beschaffenheit des Schaumes erkennen wie weit die Gärung schon voran geschritten ist.
Kräusen
Ich habe einfach einmal pro Tag eine kleine Menge "Bier" in einen Zylinder gefüllt und mit der Mostwaage den Zuckergehalt gemessen. Die Hefe wandelt ja den Zucker (Maltose) in Alkohol um.
Speise zusetzen.
 Im gleichen Maß sinkt dann die Dichte des Biers was dazu führt, dass die Mostwaage weiter einsinkt. Das geht in den ersten Tagen sehr schnell und wird dann immer langsamer. Nach 5-6 Tagen hat sich dann nichts mehr getan. Während der Gährung riecht es recht , sagen wir mal, intensiv nach einer Mischung aus Hefe und Hopfen. Ich hab das ganze in der Küche gemacht, sehr zur Freude meiner Liebsten, aber egal wo, es hätte sowieso die ganze Wohnung danach gestunken.
Ist die Gärung abgeschlossen ist der richtige Zeitpunkt die "Speise" zum Sud zu geben. Bei der Speise handelt es sich um ein paar (in meinem Fall 4) Flaschen des unvergorenen Suds, die abgefüllt wurden BEVOR die Hefe in den Sud gegeben wird.
Abfüllen
Diese Speise dient als Futter für die Hefe, damit die Gärung in den Flaschen nochmal in Gang kommt. Das ist wichtig, damit Kohlensäure entsteht und das Bier schön schäumt. Beim Einfüllen der Speise am besten sehr vorsichtig sein, damit keine Trubstoffe die sich am Boden des Gäreimers abgesetzt haben aufgewirbelt werden. Die Speise sollte auch etwa die selbe Temperatur wie der restliche Sud haben, damit sich die beiden Flüssigkeiten gut vermischen.
Dann kann das Abfüllen auch schon losgehen. Wenn man das wie auf dem Foto, nur mit dem Auslaufhahn macht, gibt das eine ziemliche Sauerei, und es ist schwierig die Füllhöhe exakt zu kontrollieren. Beim nächsten Mal werde ich ein Abfüllrohr verwenden, mit automatischem Ventil.
Laut Rezept hätten es eigentlich ca. 20 Liter Bier werden müssen, bei mir ist offensichtlich einiges verdunstet, denn es waren nur 15 Liter. Egal, die Ausbeute kann sich trotzdem sehen lassen. Auf ersten Blick verstörend wirkt die Farbe des Biers. Ok, naturtrüb ist eine Sache denkt man sich, aber so eine dicke Tunke?!?! In meinem Braubuch stand zum Glück, dass das ganz normal sei, und sich das Bier im Verlauf der nächsten 4-6 Wochen deutlich klären und auch geschmacklich verbessern solle (Was ich hoffte, denn zum Zeitpunkt der Abfüllung hat das ganze entsetzlich geschmeckt).
6 dunkel gelagerte Wochen später dann endlich der lang ersehnte Moment der ersten Verkostung. Es kann sich mitunter ein hoher sehr hoher Druck in den Flaschen aufbauen. Nicht nur deshalb ist es ratsam das Bier gekühlt zu probieren.
Ein herrliches "Plopp", perfekter Schaum, erfrischend prickelnd am Gaumen, vollmundiger Geschmack, dezente Bitterkeit, zartes Hopfenaroma, herrliche Bernsteinfarbe....
und das beste, alles selbst gemacht!

Was will man mehr.
PROST!!!

 Bis zum nächsten mal!

Euer,
Michael

Donnerstag, 3. Januar 2013

Eine Alpenkrippe zu Weihnachten


 Jetzt ist mein letzer Artikel schon ein halbes Jahr her. Ich kann es kaum fassen wie die Zeit verflogen ist.  Aber ich war nicht untätig und es warten viele spannende Erfahrungen und Experimente der letzen Zeit darauf hier veröffentlicht zu werden.
Alpenkrippe - Rohbau mit Dachstuhl
Anfang Dezember bin ich in der Bahnhofs-buchhandlung zufällig auf die Zeitschrift "Selbst (ist der Mann)" gestoßen. Als leidenschaftlicher Hör-mal-wer-da-hämmert-Schauer warf ich mit einem leisen "Grunzen" einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis. Siehe da! Bauprojekt Alpenkrippe. Da ich zu Hause in unserer Stadtwohnung leider kein Platz für eine Werkstatt habe kam mir diese Idee gerade recht. Eine überschaubare Bastelarbeit die mit Handwerkzeugen bewerkstelligt werden kann ist doch genau das Richtige für den Advent. Nun hat Krippen bauen ja eher wenig mit Autarkie und Selbstversorgung zu tun. Deshalb bin ich auch erst mitten drin auf die Idee gekommen den Bau für diesen Blog zu dokumentieren.
Alpenkrippe - verputzt und erste Schindeln
Was ihr auf dem ersten Foto seht ist sozusagen der Rohbau mit Dachstuhl und Putz. Die Grundplatte ist ein Reststück einer 3-Schicht Tischlerplatte und die Wände sind aus 10mm Weichfaser-Dämmplatten. Die Pfetten und Pfosten sind aus 10x10mm und die Sparren aus 5x10mm Fichtenleisten.
Es hätte für ein paar Euro einen detaillierten Bauplan gegeben, aber ich habe mich entschieden das ganze nach Augenmaß zu machen. Von meinen Eltern habe ich beginnend mit der Kommunion jedes Jahr eine oder mehrere handgeschnitze Krippenfiguren bekommen. Zum Zeitpunkt des Krippenbaus waren diese Figuren noch in Deutschland, ich musste also grob die Größe des stehenden Josef schätzen um eine adäquate Höhe des Türstocks festlegen zu können. Wie ihr später sehen werdet hat das sehr gut funktioniert! :-)
Als nächstes folgte der Anstrich der Wände und der Bodenplatte mit weisser Dispersionsfarbe, das Einsetzen der Fenster aus Balsaholz, sowie das Anbringen der Zwischenböden.
Die fertige Krippe
Die Schindeln habe ich mit dem Stemmeisen von einem Fichtenbrettchen gespalten. Innsgesamt mehrere hundert. Zwei Blasen an den Händen und etliche Stunden später habe ich dann noch den Kamin aus über einer Kerze geschwärzten Styropor angebracht und sämtliche Holzteile mit dunkler Lasur behandelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und das beste: Ich habe die Krippe am 23.12 abends fertiggestellt und am 24. morgens kam, gerade noch rechtzeitig, ein Paket mit der Post. Drinnen waren alle Krippenfiguren bis auf die Könige.
Was für eine Überraschung!
Und wie man sieht passen die Figuren sehr gut zu den Proportionen des Hauses.
Der Bau der Krippe hat sehr viel Spass gemacht, ich habe viel über Statik und Hausbau gelernt ;-) und wir haben ein Zuhause für meine Figuren. Ich kann nur jedem empfehlen diese besinnliche Arbeit auszuprobieren. An dieser Stelle auch vielen Dank an meine verständnisvolle Freundin, die die Belagerung der Küche und des Wohnzimmers mit allerlei Werkzeugen, Sägespänen und anderen Hinweisen eines werkenden Mannes weitgehend klaglos ertrug.
Zum Abschluss noch ein Video von der Krippe

Ich wünsche Euch allen von Herzen ein frohes neues Jahr. Ich habe den Vorsatz meinen Blog nicht mehr so zu vernachlässigen um Euch über meine Projekte auf dem Laufenden zu halten!

Euer Michael

Mittwoch, 18. Juli 2012

Guerrila Gardening - Der Kartoffelturm

Hallo Leute,

heute etwas kürzer gibt es, wie im letzen Artikel versprochen, einen Bericht zum so genannten Kartoffelturm. Dies ist eine äusserst platzsparende Möglichkeit Kartoffeln, bzw. wie man hier sagen würde Erdäpfel, anzubauen.
Der Begriff Guerilla Gardening bezeichnet eigentlich eine urbane Bewegung in der es unter anderem darum geht, zum Teil auch aus Protest, auf öffentlichen Flächen Blumen, Gemüse etc. anzupflanzen. Da gibt es zum Beispiel die Idee der Samenbombe, einer kleinen Kugel aus Lehm Erde und Samen, die man unerkannt und problemlos auf öffentlichen Flächen fallen lassen, oder mit einem gezielten Wurf platzieren kann. In der letzten Zeit hat sich Guerilla Gardening auch in die Richtung urbaner Selbstversorgung entwickelt. Ideen wie möglichst platzspaarend, mit den in einer Stadt vorhandenen Ressourcen wie Balkonen und Dachterassen, zumindest ein Teil des Obst- und Gemüseeigenbedarfs gedeckt werden kann. Dort begegnen einem dann auch Begriffe wie "vertical gardening" oder "Salat-Ampel".
Jetzt aber zum Kartoffelturm:
Drahtzylinder normal
Drahtzylinder zusammengedreht
Es gibt mehrere Varianten, darunter seitlich offene und geschlossene Türme die je nach individuellem Platzangebot unterschiedliche Durchmesser von 50cm bis 1.50m haben können. Wir haben unseren Kompost in großen Drahtzylindern (Bild links), die sich dafür optimal eignen.
Schicht für Schicht - Kartoffeln - Erd
Wir hätten zwar eigentlich den Platz die Kartoffeln auf herkömmliche Weise anzubauen, aber mich hat die Idee des Kartoffelturms fasziniert und ausserdem muss man für die Ernte nicht die Grabgabel bemühen. Garten für Faule sozusagen.


getriebene Kartoffeln
fertig aufgefüllter Kartoffelturm
 In diesen Zylinder schichtet man abwechselnd Erde, trockenes Laub, auch Humus, und ausgetriebene Kartoffeln. Oder in meinem Fall Grasschnitt, weil wir kein Laub hatten.
Die Kartoffeln am besten ringförmig am Rand entlang platzieren, damit die Pflanzen schnell ans Licht kommen. Die Kartoffeln hatten wir noch vom letzen Jahr übrig. Wenn man Kartoffeln lange genug dunkel lagert treiben aber in der Regel die meisten aus. Wenn das Austreiben schon so weit fortgeschritten ist wie bei uns, muss man aufpassen, das beim Auseinanderziehen der Kartoffeln nicht die dünnen Triebe abbrechen. Wir haben den optimalen Zeitpunkt etwas verpasst, besser wäre es die Kartoffeln einzupflanzen sobald die Triebe wenige cm lang sind. Ist der Turm voll schüttet man oben noch eine Kanne Wasser drüber und das wars eigentlich. Jetzt heisst es Geduld und warten. Je nach Standort und Wetter muss man natürlich ab an giessen.
Im Herbst muss man lediglich den Draht Zylinder öffnen und es purzeln einem die Kartoffeln entgegen. Die äquivalente Anbaufläche für diesen Turm (Durchmesser ca. 60cm) wären sicher einige Quadratmeter. Also Platz- UND Arbeitsersparnis, was will man mehr.
In Kürze werden hier ein paar Bilder folgen wie sich der Kartoffelturm entwickelt hat. Bis dahin hoffe ich, ich konnte euch inspirieren. Solltet ihr Erfahrung mit Kartoffeltürmen haben oder eine Anregung, schreibt bitte einen Kommentar.
Bis bald im nächsten Artikel,

Euer Michi



Samstag, 14. Juli 2012

Dünger selbstgemacht - Beinwell Jauche

Liebe Leute,

wie versprochen werde ich euch heute eine Möglichkeit vorstellen Dünger mit einfachen Mitteln selbst herzustellen. In der heutigen Landwirtschaft ist Dünger ja nicht mehr wegzudenken. Zum einen weil unsere Böden immer ausgelaugter sind, zum anderen weil immer höhere Erträge bei gleicher Fläche nötig sind um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist natürlich ein Teufelskreis, denn wer kann es sich schon leisten einen Acker, wie früher üblich, alle drei Jahre brach liegen zu lassen, damit sich der Boden wieder erholen kann. Dazu kommen natürlich spezielle Züchtungen von Pflanzen, die zwar höheren Ertrag aber eben auch einen höheren Nährstoffbedarf haben, was wiederum die Böden noch mehr auslaugt und mehr Dünger erfordert. Da steckt natürlich enorm viel Geld dahinter. Für einen Einblick in diese Materie kann ich nur jedem ans Herz legen sich einmal genauer mit Monsanto zu beschäftigen. Ist allerdings nichts für schwache Nerven und für etwaigen auftretenden Brechreiz übernehme ich keine Verantwortung.

Hat man Beinwell einmal im Garten wächste er wie Unkraut
Beinwell Blüten
Auch im privaten Garten spielt Dünger natürlich eine große Rolle, weil sich der Ertrag stark zehrender Pflanzen, wie zum Beispiel Tomaten, einfach deutlich steigern lässt wenn man Dünger verwendet. Eine Motivation für viele, eigenes Gemüse anzubauen, ist ja, dass man "weiss wo es her kommt" oder "weiss was drin ist". Wenn man darauf Wert legt ist es auch naheliegend nicht gerade Hybrid Saatgut und Kunstdünger zu verwenden, sondern robuste alte Sorten, z.B. Ochsenherz bei Tomaten, und eben natürliche Dünger. Viele von euch kennen warscheinlich die Brennesseljauche. Eine widerlich stinkende Brühe, die allerdings sehr beliebt und effektiv ist.
Ich möchte euch heute eine andere Variante vorstellen: Beinwelljauche!
Charakteristische Beinwell Blätter
Beinwell ist eine alte Heilpflanze, die wie der Name schon sagt, vorallem bei Knochenbrüchen der Beine helfen soll. Irgendwo habe ich gelesen, dass man im Mittelalter den Kot eines Verletzen mit Beinwellwurzeln gemischt hat um damit die Wunde einzureiben. Gut, ist vielleicht nicht gerade der heutige Stand der Wissenschaft, aber wer weiss...

Beinwell ist leicht zu erkennen an den charackteristisch behaarten und geäderten Blätter. Die Sträucher werden ca. 1 meter hoch und stehen gerne halbschattig. Beinwell liebt feuchte lehmige Böden, kommt jedes Jahr am selben Standort und breitet sich fleissig aus. Zum Herstellen der Jauche sammelt man einfach alle größeren Blätter mehrerer Beinwellsträucher. Es gibt verschiedene Techniken die Jauche anzusetzten, entweder mit Wasser oder ohne. Ich habe mich für die Technik ohne Wasser entschieden. Das ergibt eine hochkonzentrierte Flüssigkeit. Dazu gibt man die Blätter in einen Eimer oder Blumentopf mit einem oder mehreren Löchern im Boden. Diesen Eimer stellt man dann in einen zweiten Eimer, in dem sich dann die Flüssigkeit sammeln kann. Oben drauf kommt noch ein Stein zum Beschweren. und ein Deckel, damit es nicht reinregnet.

Ein Stein zum Beschweren
Die fertige Beinwell Jauche

Ein bis zwei Wochen später sind die Beinwell Blätter dann verwelkt und eine braune, sagen wir interessant riechende, Flüssigkeit hat sich im unteren Eimer gesammelt. Diese Flüssigkeit kann man dann einfach abfüllen und Luftdicht verschliessen. Sie hält einige Wochen und kann im Verhältnis 1:50 bis 1:100 mit Wasser verdünnt zum Düngen verwendet werden. Beinwell Jauche ist extrem reichhaltig an Kalium was sie von der Brennesseljauche unterscheidet die an erster Stelle Stickstoff enthält. Sie eignet sich auch hervorragend zum Aktivieren von Kompost. Vorallem Tomaten, Zucchini und Kürbis werden es euch danken, wenn ihr sie ab und an mit diesem Dünger verwöhnt.
Ich hoffe ich konnte euch zum Nachmachen und Ausprobieren animieren, falls ihr selber Erfahrungen mit selbst gemachtem Dünger oder anderen verwandten Themen habt freue ich mich über einen Kommentar.


In einem der nächsten Beiträge gibts dann wieder was zum Thema Konjunktur abkurbeln. Ich werde euch zeigen, wie man die Stühle einer Essgarnitur neu beziehen kann und sich damit die Anschaffung einer neuen Garnitur erspart. Die Möbelhäuser eures Vertrauens werden es mir Danken!
Bis dahin, Liebe Grüße,
Euer Michi

Samstag, 23. Juni 2012

Weizenbier - selbstgebraut - Teil 1

Hallo Leute,

wie versprochen hier mein Bericht über den ersten Versuch, Weizenbier selbst zu brauen.
Nachdem mein Cousin zum Geburtstag ein Bier-Brau-Seminar geschenkt bekommen hatte, und mir dann nach erfolgreicher Teilnahme davon berichtet hat, setzte sich wohl in meinem Unterbewusstsein der Plan fest, das ganze ebenfalls ausprobieren zu wollen. Als mir dann einige Wochen später auch noch ein entsprechendes Buch zum Thema in die Hände fiel, stand der Entschluss fest: Das muss ich probieren!

Ich neige oft dazu, wenn ich erst einmal bei einem neuen Projekt Blut geleckt habe, gleich loszustarten und mir erst im Nachhinein Gedanken zur dessen Durchführung zu machen. Das mag zwar hin und wider ganz praktisch sein, aber bei einer komplexen Sache wie Bier brauen schadet es nicht sich vorher ein wenig einzulesen. Das ist mir dieses mal auch sehr gut gelungen. Das Buch "Heimbrauen - Schritt für Schritt zum eigenen Bier, von Hagen Rudolph" kann ich nur wärmstens empfehlen, sollte sich jemand für diese Materie interessieren.
Nachdem ich das Buch, untypisch für mich, zwei mal vorwärts und rückwärts gelesen hatte. habe ich mich dazu entschieden, als erstes Brau Projekt Weizenbier zu brauen. Zum einen weil das Leitungswasser bei uns eher hart ist, und weil die Gärtemperatur bei obergäriger Hefe ungefähr bei Zimmertemperatur liegt.
Der erste Schritt war also die nötigen Gerätschaften und Rohstoffe zu besorgen. Nach zermürbender Recherche im Internet und Durchforsten zahlreicher "Hobbybrauer - Webshops" kam ich zu der Einsicht, dass fast alle Angebote auf diesen Seiten gnadenlos überteuert sind, und darauf abzielen, dass sich die Leute ihr Hobby eben etwas kosten lassen. Ich bin also davon abgerückt für 2 kg Malz 6€ zu bezahlen und habe mich stattdessen an die Orstansässige Mälzerei gewandt, bei der ich dann schlussendlich je einen 50kg Sack Pilsner Malz und Weizen Malz gekauft habe. (Die Mindestabgabemenge!!). Da Malz offenbar unbegrenzt haltbar ist, man hat glaube ich bei Ausgrabungen sogar tausend Jahre altes Malz gefunden dass noch zum Brauen geeignet wäre, habe ich nun für die nächsten 400 Liter Bier genügend Malz im Keller. Und das zu einem Kilo Preis von 50 cent. In einem Onlineshop der sich nicht auf Hobbybrauer spezialisiert hat, sondern im Gegenteil so ziemlich alles anbot, von Plastikblumen über Angelzubehör bis hin zu allem Erdenklichen für "Selbermacher", habe ich dann zwei 30Liter Gäreimer, einenen Maischesack, den Hofpen und die Hefe bestellt. Einen gebrauchten Einkochtopf aus der Nähe über ebay und ich war startklar.
So ziemlich der erste Satz in meinem Brau Buch lautet sinngemäß:
Beim Bier brauen braucht man vor allen Dingen eines: Zeit!
Nehmen sie sich am Brautag nichts anderes vor.
Dieser Satz fiel mir wieder ein, als ich mich eines schönen Donnerstag Nachmittags, nach der Arbeit, gegen 16:30 Uhr auf den Weg in den Keller machte um Malz zu holen.
Mit der Hilfe zweier Freunde, sollte sich der Brautag doch problemlos in einen Brauabend umwandeln lassen.
Gerstenmalz im Keller in einem Luftdichten Plastikfass

Los gings wie gesagt mit dem Malz. Dass ich keine Ahnung hatte, wieviel Volumen 5kg Malz in Anspruch nehmen, habe ich dann im Keller gemerkt, als der dafür vorgesehne Eimer bereits nach 3kg voll war.  Mit 3kg Weizenmalz und 2kg Gerstenmalz bewaffnet, (letzeres behelfsmäßig in einer vor Ort entdeckten ranzigen Tupperware) gings wieder nach oben.
Der nächste Schritt: Das Malz schroten.
Schroten
Geschrotetes Weizenmalz
Damit die Inhaltsstoffe beim Brauen besser aus dem Malz gelöst werden können, ist es nötig, das Getreide grob zu mahlen, bzw. zu schroten. Was für ein Glück das meine Liebste auch einen Natur- und Selbermachfaible hat, und sich deshalb bereits vor meiner Zeit eine Getreidemühle mit regulierbarer Feinheit zugelegt hat. Von irgendeinem Bierbrau Forum klang mir noch im Ohr, dass man beim selber Schroten darauf achten muss, dass es grob genug wird. Selbst auf der gröbsten Stufe lieferte unsere Mühle blöderweise ein Ergebnis, das doch eher die Konsistenz von grobem Mehl aufwies. Was haben die Leute früher ohne Internet gemacht, fragt man sich. Ich hab das Problem kurzerhand gekugelt und bin doch tatsächlich auf ein Forum gestossen, in dem jemand genau das gleiche passiert ist, komplett mit Anleitung wie man der Getreidemühle auf die Sprünge helfen kann, dass sie gröber malt. - Ich hoffe meine Liebste liest nicht mit -
Ein paar Schrauben gelöst und die Schleifsteine adjustiert und siehe da, wunderbar geschrotetes Malz kam zum Vorschein.

Der nächste Schritt: Das Einmaischen.
Der Einkochtopf hat inzwischen ca. 16 Liter Wasser auf 45°C gebracht,  sodass wir die sogenannte Schüttung (das geschrotete Malz) einmaischen, also ins Wasser leeren konnten.
Die Schüttung
Wasser auf Einmaisch-Temperatur
Laut Bier Buch ging es in den nächsten 2 Stunden darum, der Maische einzuheizen und gewisse Rasten bei genau definierten Temperaturen einzulegen. Die erste solche Rast, die Maltoserast, sollte laut Rezept bei 64°C 20 Minuten dauern. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass wir nicht gerade im Zeitplan lagen, deshalb haben wir den Regler des Einkochtopfes auf Anschlag gedreht. Die 20°C sollten ja nicht das große Problem darstellen, dachten wir jedenfalls.
Als sich nach einer halben Stunde noch immer kein Temperaturzuwachs bemerkbar machte, kamen wir langsam ins grübeln. Zum Glück, wie könnte es anders sein, gab es wieder mal ein passendes Forum. Ich glaube es hatte den Titel "Forum für Heimbrauen von obergärigen Weizenbier mit dem Severin Einkochautomat" hunderte Mitglieder, tausende Einträge. Was es nicht alles gibt. Hatten da doch tatsächlich einige Hobbybrauer genau die gleiche Verkettung unglücklicher Umstände miterlebt. Severin Einkochtopf mit Wasser gefüllt, heizt tadellos, Schüttung dazu, heizt nicht mehr. Ein findiger Tüftler bemerkte im Forum, dass es sich nur um einen Überhitzungsschutz handeln konnte. Er habe den Boden des Einkochtopfs einfach abgeschraubt und den Überhitzungsschutz überbrückt. Klasse, dachten wir uns, das machen wir auch. Nur wohin mit der Maische? Beim Umfüllen derselben in den Gäreimer fiel mir wieder ein Satz aus dem Buch ein.
Es ist für die Qualität ihres Bieres von entscheidender Bedeutung, dass sie den Zeitplan und die einzelnen Rasten sowie die angegebenen Temperaturen GENAU einhalten.
Fleissig am Rühren
Temperatur für Maltoserast ist erreicht
Das Überbrücken des Überhizungsschutzes lief überraschend komplikationslos, sodass wir bereits nach 10 Minuten, dieses mal wirklich, der Maische einheizen konnten. Jetzt ging das ganze zügig vonstatten, nach wenigen Minuten waren die geforderten 64°C erreicht. Nachdem die Heizplatte im Boden des Einkochtopfs sich nun um Kopf und Kragen heizte war es um so wichiger, den Sud die ganze Zeit umzurühren. Dafür hatte ich in weiser Vorraussicht extra einen überdimensionalen Holzlöffel, auch genannt Maischepaddel, besorgt. Eine Nachbarin muss sehr von dem Anblick dreier Männer, die sich beim Umrühren eines riesigen Kochtopfs abwechselten fasziniert gewesen sein. Antatt ihr Rad wie geplant abzuschliessen starrte sie regungslos zu uns auf die Terasse. Um die Situation aufzulockern rief ich ihr zu "Wir brauen Bier!".
"Ich hab leider keins" war ihre Antwort. Sie hatte offensichtlich "Wir brauchen Bier" verstanden.
Tja, wie heisst es so schöne: Ist der Ruf erst ruiniert...
Jetzt hiess es, Heizwerk ausschalten, und 20 Minuten abwarten. Endlich Zeit zum durchatmen, ausserdem Zeit für ein Bier.
Die ganze Prozedur wurde nocheinmal bei 78°C wiederholt. Diese zweite Pause nütze ich, indem ich meine beide Braugehilfen mit einer Lesung aus dem Brau Buch beglückte. Unter der Rubrik "für Interessierte" wurde erläutert was auf biochemischer Ebene bei den verschiedenen Maltoserasten abläuft. Meine Zuhörer, ihres Zeichens Medizinstudenten kurz vor dem Doktor, fühlten sich wehmütig zurückversetzt ins erste Semester, Biochemie I, und wünschten sich, dass der Unterricht damals doch nur halb so anschaulich gewesen wäre wie diese 5 Minuten über Bier, Alpha- und Beta-Amylase.

Der nächste Schritt: Das Läutern.
Der Treberkuchen
Vorrichtung zum Läutern
Nachdem alle wichtigen Stoffe, allen voran der für die Vergärung so wichtige Zucker, aus der Maische herausgelöst waren, ging es darum, die Maische von dem Sud zu trennen um die sogenannte Würze zu erhalten. Zwei übereinandergestapelte Eimer, der obere mit dem Maischesack und einem Loch im Boden, standen schon bereit für diese Aufgabe. Als es plötzlich zu regnen anfing, waren wir froh, dass wir einen großen Schirm auf der Terasse hatten, unter dem für alles genug Platz war. 
Ausgepresster Treber
Das aufgeweichte Malzschrote, sammelte sich planmäßig am Boden des oberen Eimers, um den Treberkuchen zu bilden, der wie ein Filter auf den Sud wirkt. Da ein großteil der erwünschten Zuckermenge (und andere Stoffe) zunächst in diesem Treberkuchen hängenblieben, schüttete ich gemäß Anleitung noch ordentlich heisses Wasser nach, das sogennante Anschwänzen mit dem Nachguss. Die Flüssigkeit, die aus dem Treber sickerter,  wurde immer heller, und zusammen mit der aus dem Hauptguss stammenden Vorderwürze ergab sich so die Pfannenvollwürze. Ein idealer Moment um von dem Bier in spe zu kosten.
Ein Genuss!
Der nächste Schritt: Das Würzekochen 
Schaum abschöpfen

Hopfengabe

Die Würze haben wir wieder in den Einkochtopf zurückgefüllt und den Inhalt, dem entfernten Überhitzungsschutz sei dank, auf Siedetemperatur gebracht. Jetzt war der Zeitpunkt reif für eine geschmacklich entscheidende Zutat, den Hopfen. Zwei Drittel des Hopens gleich, das restliche Drittel, nach Ende der zwei Stunden Kochzeit verleihen dem Bier die charackteristische Bittere. Ausser dass sich der Topfinhalt wärend der Kochzeit zusehends verringerte, und ich immer wieder den entstehenden Schaum abgeschöpft habe, gab es keine Besonderheiten.
Ausschlagen
Die Kochzeit haben meine Braugehilfen und ich bestens genützt um uns mit Weisswurst und Bier für den folgenden Schritt zu stärken.
Das Ausschlagen:
Jetzt ging es darum, die nicht gelösten Trubstoffe, sowie den Hopfen von der Würze abzufiltern. Dazu diente wieder der gleiche Aufbau wie beim Läutern, nur das statt dem Maischesack, eine doppelte Lage Geschirrtücher verwendet wurde. Eine erneute Geschmacksprobe verlief im warsten Sinne des Wortes ernüchternd. Die durch den Hopfen hervorgerufene Bitterkeit machte das Gebräu praktisch ungenießbar. Bevor die Hefe, die erst noch zugebeben werden musste, für die Vergärung des Zuckers sorgen sollte, haben wir noch einige Flaschen des Sudes als sogenannte Speise abgefüllt, als "Futter" für die Flaschengärung, die nach Ende der Hauptgärung wie der Name schon sagt in der Flasche stattfinden soll.


So, das wars auch schon, mit dem ersten Teil des Artikels, im zweiten Teil erfahrt Ihr dann wie das mit der Gärung und dem Abfüllen und der Verkostung gelaufen ist. Ich hoffe es hat euch Freude bereitet, Zeuge dieses spannenden Brauabends geworden zu sein. über Kommentare Anregungen etc. würde ich mich Freuen!

Als Vorgeschmack, welche Artikel als nächstes unter Anderem auf euch warten!
  • Dünger selbstgemacht - Beinwelljauche
  • Guerillagardening -  der Kartoffelturm
  • Holundersirup 
Bis bald,

Euer Michael