Mittwoch, 18. Juli 2012

Guerrila Gardening - Der Kartoffelturm

Hallo Leute,

heute etwas kürzer gibt es, wie im letzen Artikel versprochen, einen Bericht zum so genannten Kartoffelturm. Dies ist eine äusserst platzsparende Möglichkeit Kartoffeln, bzw. wie man hier sagen würde Erdäpfel, anzubauen.
Der Begriff Guerilla Gardening bezeichnet eigentlich eine urbane Bewegung in der es unter anderem darum geht, zum Teil auch aus Protest, auf öffentlichen Flächen Blumen, Gemüse etc. anzupflanzen. Da gibt es zum Beispiel die Idee der Samenbombe, einer kleinen Kugel aus Lehm Erde und Samen, die man unerkannt und problemlos auf öffentlichen Flächen fallen lassen, oder mit einem gezielten Wurf platzieren kann. In der letzten Zeit hat sich Guerilla Gardening auch in die Richtung urbaner Selbstversorgung entwickelt. Ideen wie möglichst platzspaarend, mit den in einer Stadt vorhandenen Ressourcen wie Balkonen und Dachterassen, zumindest ein Teil des Obst- und Gemüseeigenbedarfs gedeckt werden kann. Dort begegnen einem dann auch Begriffe wie "vertical gardening" oder "Salat-Ampel".
Jetzt aber zum Kartoffelturm:
Drahtzylinder normal
Drahtzylinder zusammengedreht
Es gibt mehrere Varianten, darunter seitlich offene und geschlossene Türme die je nach individuellem Platzangebot unterschiedliche Durchmesser von 50cm bis 1.50m haben können. Wir haben unseren Kompost in großen Drahtzylindern (Bild links), die sich dafür optimal eignen.
Schicht für Schicht - Kartoffeln - Erd
Wir hätten zwar eigentlich den Platz die Kartoffeln auf herkömmliche Weise anzubauen, aber mich hat die Idee des Kartoffelturms fasziniert und ausserdem muss man für die Ernte nicht die Grabgabel bemühen. Garten für Faule sozusagen.


getriebene Kartoffeln
fertig aufgefüllter Kartoffelturm
 In diesen Zylinder schichtet man abwechselnd Erde, trockenes Laub, auch Humus, und ausgetriebene Kartoffeln. Oder in meinem Fall Grasschnitt, weil wir kein Laub hatten.
Die Kartoffeln am besten ringförmig am Rand entlang platzieren, damit die Pflanzen schnell ans Licht kommen. Die Kartoffeln hatten wir noch vom letzen Jahr übrig. Wenn man Kartoffeln lange genug dunkel lagert treiben aber in der Regel die meisten aus. Wenn das Austreiben schon so weit fortgeschritten ist wie bei uns, muss man aufpassen, das beim Auseinanderziehen der Kartoffeln nicht die dünnen Triebe abbrechen. Wir haben den optimalen Zeitpunkt etwas verpasst, besser wäre es die Kartoffeln einzupflanzen sobald die Triebe wenige cm lang sind. Ist der Turm voll schüttet man oben noch eine Kanne Wasser drüber und das wars eigentlich. Jetzt heisst es Geduld und warten. Je nach Standort und Wetter muss man natürlich ab an giessen.
Im Herbst muss man lediglich den Draht Zylinder öffnen und es purzeln einem die Kartoffeln entgegen. Die äquivalente Anbaufläche für diesen Turm (Durchmesser ca. 60cm) wären sicher einige Quadratmeter. Also Platz- UND Arbeitsersparnis, was will man mehr.
In Kürze werden hier ein paar Bilder folgen wie sich der Kartoffelturm entwickelt hat. Bis dahin hoffe ich, ich konnte euch inspirieren. Solltet ihr Erfahrung mit Kartoffeltürmen haben oder eine Anregung, schreibt bitte einen Kommentar.
Bis bald im nächsten Artikel,

Euer Michi



Samstag, 14. Juli 2012

Dünger selbstgemacht - Beinwell Jauche

Liebe Leute,

wie versprochen werde ich euch heute eine Möglichkeit vorstellen Dünger mit einfachen Mitteln selbst herzustellen. In der heutigen Landwirtschaft ist Dünger ja nicht mehr wegzudenken. Zum einen weil unsere Böden immer ausgelaugter sind, zum anderen weil immer höhere Erträge bei gleicher Fläche nötig sind um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist natürlich ein Teufelskreis, denn wer kann es sich schon leisten einen Acker, wie früher üblich, alle drei Jahre brach liegen zu lassen, damit sich der Boden wieder erholen kann. Dazu kommen natürlich spezielle Züchtungen von Pflanzen, die zwar höheren Ertrag aber eben auch einen höheren Nährstoffbedarf haben, was wiederum die Böden noch mehr auslaugt und mehr Dünger erfordert. Da steckt natürlich enorm viel Geld dahinter. Für einen Einblick in diese Materie kann ich nur jedem ans Herz legen sich einmal genauer mit Monsanto zu beschäftigen. Ist allerdings nichts für schwache Nerven und für etwaigen auftretenden Brechreiz übernehme ich keine Verantwortung.

Hat man Beinwell einmal im Garten wächste er wie Unkraut
Beinwell Blüten
Auch im privaten Garten spielt Dünger natürlich eine große Rolle, weil sich der Ertrag stark zehrender Pflanzen, wie zum Beispiel Tomaten, einfach deutlich steigern lässt wenn man Dünger verwendet. Eine Motivation für viele, eigenes Gemüse anzubauen, ist ja, dass man "weiss wo es her kommt" oder "weiss was drin ist". Wenn man darauf Wert legt ist es auch naheliegend nicht gerade Hybrid Saatgut und Kunstdünger zu verwenden, sondern robuste alte Sorten, z.B. Ochsenherz bei Tomaten, und eben natürliche Dünger. Viele von euch kennen warscheinlich die Brennesseljauche. Eine widerlich stinkende Brühe, die allerdings sehr beliebt und effektiv ist.
Ich möchte euch heute eine andere Variante vorstellen: Beinwelljauche!
Charakteristische Beinwell Blätter
Beinwell ist eine alte Heilpflanze, die wie der Name schon sagt, vorallem bei Knochenbrüchen der Beine helfen soll. Irgendwo habe ich gelesen, dass man im Mittelalter den Kot eines Verletzen mit Beinwellwurzeln gemischt hat um damit die Wunde einzureiben. Gut, ist vielleicht nicht gerade der heutige Stand der Wissenschaft, aber wer weiss...

Beinwell ist leicht zu erkennen an den charackteristisch behaarten und geäderten Blätter. Die Sträucher werden ca. 1 meter hoch und stehen gerne halbschattig. Beinwell liebt feuchte lehmige Böden, kommt jedes Jahr am selben Standort und breitet sich fleissig aus. Zum Herstellen der Jauche sammelt man einfach alle größeren Blätter mehrerer Beinwellsträucher. Es gibt verschiedene Techniken die Jauche anzusetzten, entweder mit Wasser oder ohne. Ich habe mich für die Technik ohne Wasser entschieden. Das ergibt eine hochkonzentrierte Flüssigkeit. Dazu gibt man die Blätter in einen Eimer oder Blumentopf mit einem oder mehreren Löchern im Boden. Diesen Eimer stellt man dann in einen zweiten Eimer, in dem sich dann die Flüssigkeit sammeln kann. Oben drauf kommt noch ein Stein zum Beschweren. und ein Deckel, damit es nicht reinregnet.

Ein Stein zum Beschweren
Die fertige Beinwell Jauche

Ein bis zwei Wochen später sind die Beinwell Blätter dann verwelkt und eine braune, sagen wir interessant riechende, Flüssigkeit hat sich im unteren Eimer gesammelt. Diese Flüssigkeit kann man dann einfach abfüllen und Luftdicht verschliessen. Sie hält einige Wochen und kann im Verhältnis 1:50 bis 1:100 mit Wasser verdünnt zum Düngen verwendet werden. Beinwell Jauche ist extrem reichhaltig an Kalium was sie von der Brennesseljauche unterscheidet die an erster Stelle Stickstoff enthält. Sie eignet sich auch hervorragend zum Aktivieren von Kompost. Vorallem Tomaten, Zucchini und Kürbis werden es euch danken, wenn ihr sie ab und an mit diesem Dünger verwöhnt.
Ich hoffe ich konnte euch zum Nachmachen und Ausprobieren animieren, falls ihr selber Erfahrungen mit selbst gemachtem Dünger oder anderen verwandten Themen habt freue ich mich über einen Kommentar.


In einem der nächsten Beiträge gibts dann wieder was zum Thema Konjunktur abkurbeln. Ich werde euch zeigen, wie man die Stühle einer Essgarnitur neu beziehen kann und sich damit die Anschaffung einer neuen Garnitur erspart. Die Möbelhäuser eures Vertrauens werden es mir Danken!
Bis dahin, Liebe Grüße,
Euer Michi